STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945


Stolpersteine Gelsenkirchen

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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen

"Ehrenmal" Gelsenkirchen-Bulmke

In der Stadt Gelsenkirchen wurde ein 1937 errichtetes und lange vergessenes Denkmal, mit dem die Nazis die "gefallenen Arbeitskameraden" (Inschrift) des Ersten Weltkrieges in den Dienst ihrer faschistischen Kriegspolitik gestellt hatten, 2015 unter Denkmalschutz gestellt und an einen öffentlichen Weg platziert.

Bei dem in den Sitzungsvorlagen der Stadtverwaltung wahlweise als "Kriegerdenkmal" oder "Ehrenmal" bezeichneten Nazi-Objekt handelt es sich um eine 6 Meter hohe Stele aus sechs grauen Granitquadern, an der ein 5 Meter hohes gusseisernes, steil aufgerichtetes und lorbeerumkränztes Schwert angebracht ist. Das künstlerisch anspruchslose Schwert wurde vermutlich im Werk selbst hergestellt. Das Schwertmotiv bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die im Ersten Weltkrieg in vielen Städten aufgestellten Holzschwerter, in die gegen Spenden für die Unterstützung von Kriegshinterbliebenen Nägel eingeschlagen werden durften. In Gelsenkirchen stand ein solches „Schwert von Gelsenkirchen“ 1915 auf dem Neumarkt.

Die Geschichte

Das Nazi-Denkmal wurde 1937 auf dem Betriebsgelände des Schalker Vereins, einem Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie, im Stadtteil Bulmke-Hüllen errichtet. Es entstand vermutlich als Auftragsarbeit der Werksleitung und wurde nach Entwürfen des Bildhauers Hubert Nietsch (Halfmannshof), der durch weitere naziaffine Kunst bekannt ist, gestaltet. Eingeweiht wurde es inmitten eines sogenannten „Ehrenhofes“ mit einer Feier am 1. Mai 1937, den von der internationalen Arbeiterbewegung gestohlenen und von den Nazis zum „Tag der nationalen Arbeit“ umgedeuteten Mai-Feiertag.

Die beiden Seiten der Stele sind mit „Unseren gefallenen Arbeitskameraden 1914 1918“ und „Sie starben für Deutschland“ beschriftet und zeigen überdeutlich den Zweck des Objektes, nämlich mit der Errichtung von Kriegerdenkmalen an den Ersten Weltkrieg den folgenden Eroberungs- und Vernichtungskrieg, den wir heute als Zweiten Weltkrieg kennen, ideologisch vorzubereiten. Dies wurde von den Nazis auch offen bei den Einweihungsreden ausgesprochen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Jahreszahlen „1939 1945“ hinzugefügt. Danach geriet das Nazi-Schwert völlig in Vergessenheit und wuchs an einer unbeachteten Stelle hinter den Torhäusern zu. Erst nach dem Verkauf des Schalker Vereins an die Firma Saint-Gobain und aufgrund der Umgestaltung des Werksgeländes geriet es wieder in den öffentlichen Fokus.

Quelle: Antifaschistisches Gelsenkirchen, Kriegerdenkmale und Kriegsvorbereitung in Gelsenkirchen (III), Weiterlesen: >> Das Nazi-Schwert vom Schalker Verein


Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2017.

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