STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945


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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen

NS-Gaufrauenschaftsführerin Elisabeth Polster

Elisabet Polster

Abb.1: Elisabeth Polster, an der Errichtung des so genannten "Dritten Reich" hat sie aktiv mitgearbeitet.

Elisabeth Polster (1891-1975) kam Anfang der 1920er Jahre als Ehefrau des Bergrates Guntram Polster nach Buer. Dort trat sie 1931 zunächst der Nationalsozialistischen Frauenschaft, dann der NSDAP bei, der ihr Mann bereits seit 1931 angehörte. Im Herbst 1931 übernahm Polster die Führung der Gaufrauenschaft Westfalen-Nord mit Sitz in Buer. Die Organisation konnte sich nach der "Machtergreifung" zunächst in der Villa des ehemaligen Bürgermeisters Emil Zimmermann einrichten, verlegte ihren Sitz aber bereits 1934 nach Münster. Die Geschäfte der Frauenschaft führte Polster allerdings vornehmlich aus Dortmund, wohin sie 1933 aufgrund einer Beförderung ihres Ehemannes umgezogen war.

Die vordringlichste Aufgabe der Frauen sah die Gaufrauenschaftsführerin Polster in der "Kampfzeit" in der "Verpflegung" der hungernden und kämpfenden SA". Bei Propagandamärschen sorgten Nationalsozialistinnen für die Verpflegung der SA- und SS-Männer und halfen beim Verteilen der Flugblätter. Polster betrachtete diesen Einsatz vor allem als eine soziale Leistung. Im "Dritten Reich" organisierte sie Propagandaveranstaltungen, während des Krieges leitete sie Frauen zu Hilfsdiensten an und setzte sie als Erntehelferinnen ein. Im Jahr 1940 verzog sie nach Wien, wo ihr Mann die Stelle des Berghauptmannes der Ostmark übernahm. Ihre Funktionen in Westfalen gab sie auf.

Im eigentlich frauenfeindlichen NS-Staat nutzte Polster die NSF zur politischen Gestaltung und Selbstverwirklichung. Anderen Frauen vermittelte sie ebenfalls das Gefühl, Teil der Volksgemeinschaft zu sein. Ob sich Polster unmittelbarer Verbrechen schuldig gemacht hat, ist nicht belegt. Als Gaufrauenschaftsführerin hatte sie das "Dritte Reich" jedoch herbeigesehnt, an seiner Errichtung aktiv mitgearbeitet. Sie blieb keine Unwissende, Verbrechen nahm sie willentlich in Kauf. Strafverfahren gegen Polster sind nicht bekannt.

Quelle: Vgl. Daniel Schmidt (Hrsg.): Gelsenkirchen im Nationalsozialismus. Katalog zur Dauerausstellung, Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte. Materialien, Band 12. Essen, 2017

Haushaltungsschule Dorsten (Berufsfachschule) des Deutschen Frauenwerks, Gaustelle Westfalen-Nord

Was und wie in den ersten drei Jahren in der Haushaltungsschule unterrichtet wurde, lässt sich aus der vorliegenden Akte nicht erkennen, es scheint aber ganz im Sinne des Regimes gewesen zu sein. Der Antrag vom 15. August 1938 auf offizielle Anerkennung als Privatschule wird bereits am 1. Dezember 1938 bewilligt. Auch der Amtsbürgermeister äußert sich in seinem Gutachten vom 5. September 1938 (s.o.) positiv: Wenn erst heute der Antrag auf Anerkennung der N.S.Haushaltungsschule gestellt wird, so kann ich ihn nur dringend befürworten. . . . . . Der Schulunternehmer besitzt die zum einwandfreien Betrieb der Privatschule erforderlichen Mittel. Auch entsprechen die Schulräume den an sie zu stellenden Anforderungen. Eine andere öffentliche Schule wird durch die Einrichtung nicht beeinträchtigt. Die Lehrpersonen haben die erforderliche Vorbildung.

In der Erlaubnisurkunde vom 1. Dezember 1938, ausgestellt durch den Regierungspräsidenten (Verwaltungsgebühr 20 RM) heißt es: Auf den Antrag vom 15. August 1938 erteile ich hiermit dem Deutschen Frauenwerk, Gaustelle Westfalen-Nord in Münster (Westf.) vertreten durch Gaufrauenschaftsleiterin Frau Elisabeth Polster, unter dem Vorbehalte des Widerrufs die Erlaubnis in Dorsten in dem Hause Bismarckwall 13 unter Leitung der Lehrerin der landwirtschaftlichen Haushaltungskunde Gertrud Schreckenberg eine hauswirtschaftliche Privatschule zu betreiben. Die Privatschule hat den Namen zu führen: Haushaltungsschule Dorsten (Berufsfachschule) des Deutschen Frauenwerks, Gaustelle Westfalen-Nord. Mehr >>

Quelle: Vgl. Christa und Ewald Setzer, Südwall 13. Ein Beitrag zur Geschichte des Gebäudes für die Jahre 1920 bis 1945

Abbildungsnachweis
Abb.1: Arno Schröder: Mit der Partei vorwärts! Zehn Jahre Gau Westfalen-Nord, Detmold 1940


Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Dezember 2018.

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