STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945


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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen

Lorenz Hackenholt

Lorenz Hackenholt stammte aus Gelsenkirchen und arbeitete zunächst als Maurer. 1933 meldete er sich zur SS, in die er 1934 aufgenommen und in Gelsenkirchen (SS-Führerschule im Volkshaus Gelsenkirchen-Rotthausen) u.a. zum Kraftfahrer ausgebildet wurde. Der NSDAP gehörte er seit 1933 an. Als Angehöriger des Wachpersonals im KZ Sachsenhausen wurde er im November 1939 zur »Aktion T4« abkommandiert. Bis Sommer 1941 war Hackenholt in den Vergasungsanstalten Pirna-Sonnenstein, Grafeneck, Hadamar, Hartheim/Linz, Brandenburg u. Bernburg/Saale u.a. auch als Fahrer von SS-Oberführer Viktor Brack (Maßgeblicher Mitorganisator der »T4-Aktion« (NS-Krankenmorde) und »Leichenbrenner« eingesetzt, überwiegend aber für die Bedienung und den Betrieb der Gaskammern zuständig.

Orden von einem Massenmörder für einen Massenmörder: Odilo Globocnik (links),  verleiht Hackenholt (2. v. rechts) einen Orden (Itaien 1944)

Abb.: Orden von einem Massenmörder für einen Massenmörder: Odilo Globocnik (links), "Höherer SS- und Polizeiführer in der Operationszone Adriatisches Küstenland", verleiht 1944 in Triest/Italien u.a. an Hackenholt (2. v. rechts) einen Orden.

Nach Ende der »Aktion T4« wurde er als »Vergasungsexperte« für die »Aktion Reinhardt« im besetzten Polen verpflichtet, bei der er an der systematischen Ermordung von über zwei Millionen Juden aktiv mitwirkte. Er konstruierte nicht nur die erste Gaskammer in Belzec, sondern auch einen »Gaswagen«, mit dem jüdische Anstaltspatienten unterwegs vergast wurden. Bis Mitte 1943 war er maßgeblich beim Bau von Gaskammern in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka, an den Massenmorden selbst und an der späteren Beseitigung der Leichen beteiligt. Laut Himmler war Hackenholt "einer der verdientesten Männer der 'Aktion Reinhard'". Anschließend wirkte er als SS-Hauptscharführer an der Judenvernichtung und Partisanenbekämpfung im Raum Triest mit. Hier verliert sich seine Spur.

Zeugen und Mittäter wollen Hackenholt jedoch nach 1945 noch in Ingolstadt, Gelsenkirchen und anderen Orten gesehen haben. Einige Jahre nach dem Krieg stellte seine Frau den Antrag, ihren vermissten Mann für tot zu erklären. Dies geschah am 1. April 1954 durch das Amtsgericht Berlin-Schöneberg zum 31. Dezember 1945. Trotz der einzelnen Hinweise, dass Hackenholt noch am Leben sei, endete eine Untersuchung durch eine von der Zentralstelle Ludwigsburg eingesetzten Sonderkommission der Münchner Kriminalpolizei von 1959 bis 1963 ohne Ergebnis. Weitere Informationen >>


Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2017.

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