STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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HIER WOHNTE

Verlegeort SIEGFRIED BLOCK

JG. 1881
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
TOT 3.7.1938

HIER WOHNTE

Verlegeort HEDWIG BLOCK

GEB. HEINEMANN
JG. 1885
DEPORTIERT 1942
RIGA
VERHAFTET
'BROTSCHMUGGEL'
ZENTRALGEFÄNGNIS RIGA
ERMORDET

HIER WOHNTE

Verlegeort RUTH-BERTA BLOCK

VERH. KRONENBERG
JG. 1912
FLUCHT 1936
SÜDAFRIKA

HIER WOHNTE

Verlegeort KURT BLOCK

JG. 1911
FLUCHT 1936
SÜDAFRIKA

HIER WOHNTE

Verlegeort HANS-HELMUT BLOCK

JG. 1914
FLUCHT 1936
ENGLAND

Verlegeort: Schalker Straße 75, Gelsenkirchen

Siegfried Block und seine Ehefrau Hedwig

Abb. 1: Siegfried Block und seine Ehefrau Hedwig, um 1919

Der Kaufmann Siegfried Block, geboren am 7. Juli 1881 in Gelsenkirchen, war seit dem 28. Januar 1910 mit der aus Altena stammende Hedwig Heinemann, geboren am 16. August 1885 verheiratet. Aus dieser Ehe gingen drei in Gelsenkirchen geborene Kinder hervor. Kurt, geboren am 27. Januar 1911, Ruth-Berta, geboren am 7. Juli 1912 und Hans-Helmut, geboren am 9. Februar 1914. Den drei Kindern gelang die Flucht aus Nazi-Deutschland. Siegfried Block starb am 3. Juli 1938 in seiner Wohnung an der Schalker Straße 75, auch in der Sterbeurkunde festgehalten: "Eingetragen auf mündliche Anzeige des Krankenwärters Isidor Süßenwein in Gelsenkirchen, Bulmkerstraße 1. Der Anzeigende hat sich durch Arbeitsbuch ausgewiesen." [1] Siegfried Blocks Frau Hedwig wurde am 27. Januar 1942 von Gelsenkirchen in das Ghetto Riga verschleppt und im Rigaer Zentralgefängnis wegen 'Brotschmuggel' ermordet.

Flucht aus Gelsenkirchen

Die Kinder der Familie Block konnten 1936 Gelsenkirchen noch rechtzeitig verlassen. Kurt und Ruth-Berta, die in Gelsenkirchen Norbert Kronenberg geheiratet hatte, konnten nach Südafrika flüchten. Der Hilfsverein der Juden in Deutschland erfuhr Dank seines weltweit verzweigten Informationsnetzes von einer drohenden Verschärfung der Einreisebestimmungen Südafrikas und charterte 1936 den Dampfer "Stuttgart" [2].

Von links: Kurt, Ruth-Berta und Hans-Helmut, 1936

Abb. 2: Von links: Kurt, Ruth-Berta und Hans-Helmut Block, 1936

Ruth-Berta Kronenberg, geborene Block, um 1919

Abb. 3: Ruth-Berta Kronenberg, geborene Block, um 1919

Rund 540 Flüchtlinge kamen so im Oktober 1936 nur fünf Tage vor Inkrafttreten der neuen Einreisebestimmungen im Hafen von Kapstadt an, darunter auch Kurt Block und seine Schwester Ruth-Berta. Die "Stuttgart" erhielt jedoch zunächst keine Anlegeerlaubnis, schließlich wurden die Menschen doch an Land gelassen. Allerdings mußten sie in Kapstadt - gerade dem deutschen Nazi-Regime entkommen eine schlimme Erfahrung machen: Die Flüchtlinge wurden von einem Mob südafrikanischer Nazis mit einer lautstarken antisemitischen "Protestdemonstration" empfangen. Kurt Block heiratete in Südafrika und hatte vier Töchter, die heute in Johannesburg leben. Bis zu seinem Tod am 23. Januar 1992 lebte Kurt Block in Johannesburg, dort fand er auch seine letzte Ruhestätte. Die spätere Modedesignerin Ruth-Berta Kronenberg, geborene Block, starb 1980 in Südafrika. Sie hinterließ eine Tochter, die heute in England, und einen Sohn, der heute in Kanada lebt.

27. Januar 1942: Hedwig Block wird in das Ghetto Riga verschleppt

Die Witwe Hedwig Block blieb alleine in Gelsenkirchen zurück. Bis zur Deportation "durfte" Hedwig Block weiter an der Schalker Straße 75 wohnen. Sie wurde dann am 27. Januar 1942 mit dem ersten Deportationszug zusammen mit rund 350 jüdischen Menschen aus Gelsenkirchen in das Ghetto Riga verschleppt.[3] Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945) nennt als Todesort von Hedwig Block das Zentralgefängnis Riga. Ihr Sohn Kurt gibt im Gedenkblatt in Yad Vashem - gestützt auf Unterlagen des Roten Kreuzes 1989 an, seine Mutter sei beim Versuch, Brot ins Lager zu schmuggeln erwischt und deshalb ermordet worden.

Hedwig Block Gedenkblatt für Hedwig Block in Yad Vashem

Abb. 4 u. 5: Hedwig Block, Gedenkblatt für Hedwig Block in Yad Vashem Jerusalem, eingereicht 1989 von ihrem Sohn Kurt.

Ein Foto aus unbeschwerten Tagen. Hedwig Block mit ihren Kindern Kurt, Ruth-Berta und Hans-Helmut beim Urlaub auf Norderney 1921

Abb. 6: Ein Foto aus glücklichen Tagen, Hedwig Block mit ihren Kindern Kurt, Ruth-Berta und Hans-Helmut. 1921, Urlaub auf Norderney.

Das erste Möbelgeschäft der Familie Gumpel Block in Gelsenkirchen, Schalker Strasse 75, um 1900

Abb. 7: Das erste Möbelgeschäft der Familie Gumpel Block in Gelsenkirchen, Schalker Strasse 75, um 1900

Familie Block lebte an der Schalker Straße 75, direkt an der Kreuzung Liboriusstraße. Im gleichen Haus betrieb die in Gelsenkirchen bekannte und angesehene jüdische Familie ein Möbelgeschäft, dass bereits 1868 von Gumpel Block an der Liboriusstraße 37 gegründet wurde.

Nach dem Tod von Gumpel Block wurde der alteingesessene Familienbetrieb 1905 mit einem Neubau an der Schalker Strasse 75 erweitert. Nach der Machtübergabe 1933 an die Nazis verschlechterte sich die gesamte Lebenssituation der Familie Block zusehends. Ab diesem Zeitpunkt war auch Familie Block dem ständig zunehmenden Verfolgungsdruck durch die NS-Behörden ausgesetzt.

Das Möbelgeschäft wurde boykottiert, immer mehr Kunden blieben in der Folge aus. So wurde auch der Familie Block kontinuierlich die Existenzgrund- lage entzogen und in den Ruin getrieben. Das Geschäft nebst Immobilien wurde schließlich "arisiert" - wie die Nazis die Enteignung jüdischen Eigentums verschleiernd nannten - und ging 1937 in so genannte "arische Hände" über.

Das erste Möbelgeschäft der Familie Gumpel Block in Gelsenkirchen, Schalker Strasse 75, um 1900

Abb. 8: Der 1905 errichtete Neubau des Möbelhaus Block an der Schalker Strasse 75, Ecke Liboriusstraße in Gelsenkirchen, um 1927 (Zum Vergrößern anklicken)

Neue Eigentümer der Möbelhandlung Block wurden die "arischen" Eheleute Theodor und Christine Ernsting, geborene Rosing, die das Geschäft - jetzt unter dem Namen "Rosing" - an gleicher Stelle fortführten. Unternehmen wie Rosing konnten mit der "Arisierung" ihren Profit und ihre wirtschaftliche Stellung enorm steigern. In der Festschrift zum 50. Firmenjubiläum der Firma Rosing ist von diesem dunklen Kapitel in Firmengeschichte keine Rede mehr. Ein exemplarisches Beispiel für die Skrupellosigkeit, mit der die großen und kleinen "Arisierungsgewinnler" in Gelsenkirchen und anderswo - größtenteils bis heute - dreist und plump ihre Firmengeschichte verfälschen oder auch dieses dunkle Kapitel ganz verschweigen.

Das Möbelhaus der Familie Block nach der so genannten Arisierung im Jahr 1937

Abb. 9: Das Möbelhaus der Familie Block nach der so genannten "Arisierung" im Jahr 1937

Noch 1960 wurde der "Arisierungsvorgang", d.h. der staatlich legitimierte Raub jüdischen Eigentums in der Chronik der Firma Rosing zum "50. Firmenjubiläum" dann so dargestellt: "(...) Bereits 1937 kauften die umsichtigen Firmeninhaber ein großes Geschäftshaus an der Schal- ker Straße. Damit war der entscheidende Schritt zu den Bemühungen getan, das führende Einrichtungshaus Gelsenkirchens zu werden." (...)

Und weiter hieß es in der Chronik: (...) "Die weitere Entwicklung ließ sich, völlig den Erwartungen entsprechend sehr gut an, bis im Herbst 1939 der zweite Weltkrieg begann und am 5. November 1943 und am 6. November 1944 das mit so großer Mühe, aber auch mit großen Erfolgen aufgebaute Lebenswerk zweier Generationen ein Opfer der Kriegsfurie wurde." (...). Es klingt wie Hohn, die "Arisierungsgewinnler" sahen sich tatsächlich noch als Opfer und "übersahen" dabei geflissentlich, dass auch das kleine Imperium der Familie Ernsting/Rosing letztlich aus einer jüdischen Existenz entstanden ist. Siegfried Block, der auch in der Jüdischen Gemeinde aktiv war, starb am 3. Juli 1938 im Alter von 57 Jahren. Es ist nicht auszuschließen, dass die anwachsenden Repressionen und der zunehmende Verfolgungsdruck, die erlebte Enteignung und die damit einhergehenden Demütigungen und Erniedrigungen im kausalen Zusammenhang mit seinem Tod standen.

Hans-Helmut Block flieht nach Jerusalem

Der musisch hochbegabte Hans-Helmut Block spielte seit frühester Kindheit Geige, Klavier und auch Fagott. Aus der Zeit um 1920 sind zwei Fotos erhalten, die den kleinen Hans-Helmut Block auf dem Balkon mit seiner Geige und am Klavier in der elterlichen Wohnung an der Schalker Strasse 75 zeigen.

Hans-Helmut Block, um 1920/21 in Gelsenkirchen

Abb. 10 u. 11: Hans-Helmut Block, um 1920/21 in Gelsenkirchen

Bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Berlin vom 18. Februar 1935 bis zum 6. Juli 1935 spielte Hans-Helmut Block dem bekannten jüdischen Musikwissenschaftler Georg Bertram am Stern'schen Konservatorium vor. Auch Bertram wurde von den Nazis verfolgt, nur weil er Jude war.[4] In Berlin wollten die Nazis dem jungen Hans-Helmut die Hände brechen, um so seine Karriere zu beenden. Soweit kam es nicht, er kehrte nach Gelsenkirchen zurück und konnte am 5. September 1936 von Gelsenkirchen nach Jerusalem flüchten. Sein Klavier zerschlugen die Nazis in der Pogromnacht im November 1938 und warfen die Trümmer aus dem Fenster der Wohnung an der Schalker Straße 75.

Bescheinigung für Hans-Helmut Block, ausgestellt von Georg Bertram, Pianist und Dozent am Sternschen Konservatorium in BerlinAbb. 12: Bescheinigung für Hans-Helmut Block, ausgestellt von Georg Bertram, Pianist und Dozent am Stern'schen Konservatorium der Musik in Berlin

16. Januar 1935

Bescheinigung

Herr Hans Block aus Gelsenkirchen hat mir vorgespielt und den Wunsch geäußert, bei mir zu studieren. Ich halte ihn für außerordentlich befähigt, aber man müßte wenigstens mit einem Studium von 1-2 Jahren rechnen. Hierzu fehlen ihm leider die Mittel. Es wäre letztlich wünschenswert, wenn die in Frage kommenden Stellen ihr Interesse für den jungen Mann durch kleinere (wenn möglich aber regelmäßige) Beiträge zum Studium beweisen würden.

Ich bin zu Auskünften gerne bereit.

Georg Bertram

Hans-Helmut Block erhielt schließlich ein Stipendium an der Akademie of Music in London und konnte so in London seine Karriere fortsetzen. Er heiratete dort seine Frau Ruth, hatte mit ihr drei Töchter und einen Sohn, die alle in London geboren wurden.

Klavierkonzert im Hans-Sachs-Haus

Hans-Helmut Block kehrte 1951 noch einmal in seine Geburtsstadt Gelsenkirchen zurück - in die Stadt, aus der ihn die Nazis 1935 vertrieben hatten, nur weil er Jude war. Im Hans-Sachs-Haus trat Hans Helmut Block am 14. Oktober 1951 als Klaviersolist auf.

Konzertprogramm Stadt gelsenkirchen 1951/52

Abb. 13: Konzertprogramm Stadt Gelsenkirchen 1951/52.

Zeitungsartikel
Abb. 14: Zeitungsartikel aus der Lokalpresse Gelsenkirchens, Abschrift nachstehend

Namhafter Pianist spielt

Hans Helmut Block

In der ersten Matinee mit neuer Musik, die das Städtische Orchester am nächsten Sonntag, um 11 Uhr, im Hans-Sachs-Haus veranstaltet, spielt Hans Helmut Block die Klaviersonate op. 1 von Alban Berg und das Klavierkonzert Nr. 1 von Allan Rawsthorne. Hans Helmut Block ist gebürtiger Gelsenkirchener. Er besuchte das Realgymnasium und war gleichzeitig Schüler des städtischen Konservatoriums in der Meisterklasse für Klavier von Heinz Eccarius. Bei Paul Wibral hatte er Theorieunterricht. Schon damals hat er wiederholt öffentlich gespielt, darunter auch einmal im Hans-Sachs-Haus unter Musikdirektor Paul Belker. Nach der Reifeprüfung studierte er bis zu seiner Auswanderung im Jahre 1936 bei Professor Eduard Erdmann in Köln.

Während seiner ausgedehnten Reisen durch viele Länder der Welt fand er mit voller Überzeugung den Weg zur modernen Musik. Von Jerusalem aus wurde ihm ein Stipendium für das Studium an der Königlichen Musikhochschule in London angeboten. Seit Ende des Krieges trat Hans Helmut Block solistisch in London auf, auch im Königlichen Opernhaus (Convent Garden) mit dem Philharmonischen Orchester. Mit einem eigenen Klavier-Trio spielte er mit großem Erfolg im Londoner Rundfunk. Wir freuen uns, den Gelsenkirchener Pianisten nach so langer Zeit in seiner Vaterstadt wieder hören zu können. Die Klavier-Sonate des Schönberg-Schülers Alban Berg (1885—1936) ist auf das Programm gesetzt, um auch diese Richtung einmal in Gelsenkirchen zu Wort kommen zu lassen. Allan Rawsthorne ist 1905 in Haslingden (Lancashire) geboren. Er studierte seit 1926 am Königlichen College für Musik in Manchester und kam 1934 mit einem Streichquartett zuerst vor das Publikum. Seine Variationen für zwei Violinen und seine "Sinfonischen Studien" für Orchester brachten ihm 1938 in London und 1939 in Warschau großen Erfolg.

Am 6. Januar 1963 emigrierte die Familie Hans-Helmut Block schließlich von London nach Israel. Als Hans-Helmut Block kurze Zeit später seine Schwester Ruth-Berta in Südafrika besuchen wollte, starb er für die Familie völlig überraschend auf der Schiffsreise am 24. Juli 1963 an einer Herzattacke. Hans-Helmut Block wurde in Südrhodesien (Später Rhodesien, heute Simbabwe) beigesetzt.

Stolpersteinpaten

Die Stolperstein-Patenschaft für Hedwig und Hans-Helmuth Block hat Jesse Krauß, die für Kurt und Ruth-Berta Block hat Helen Shifron und die für Siegfried Block hat Marion Block übernommen. Verlegt werden die Stolpersteine nach derzeitigem Planungstand im August 2017

Quellen:
[1] Einwohnerkartei und Sterbeurkunde Siegfried Block, Stadtarchiv Gelsenkirchen/Institut für Stadtgeschichte
[2] Shalom Adler-Rudel, Jüdische Selbsthilfe unter dem Naziregime 1933-1939. S. 92; Leo Baeck Institut Jerusalem; J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1974
[3] ITS Arolsen, Dokument ID: 12852521 und Dokument ID: 12852520 – Gemeindelisten über jüdische Residenten)
[4] Bertram, Georg in: Bundesarchiv Berlin; Namensliste "nichtarischer" Musiker mit Mitgliedsnummern in der RMK 1935 (Sign.: R 56 II/15), Reichskulturkammerakte von Georg Bertram (Sign.: ehem. BDC, RK R 2, Bild-Nr. 2832-2842).

Abbildungen:
Fotos und Dokumente, soweit nicht anders angegeben, aus Privatbesitz der Familie Block/Helen Shifron, mit freundlicher Genehmigung.
Abb. 4 u. 5: Yad Vashem
Abb. 8: Monographien deutscher Städte - Band XX: Gelsenkirchen, 1927
Abb. 9: Jubiläumsschrift zum "50. Firmenjubiläum" der Firma Rosing, 1960

Stolpersteine für Siegfried, Hedwig, Ruth-Berta, Kurt u. Hans-Helmuth Block, verlegt am 24. November 2017

Stolpersteine Gelsenkirchen - Familie Siegfried Block Stolpersteine Gelsenkirchen - Familie Siegfried Block Stolpersteine Gelsenkirchen - Familie Siegfried Block

Stolpersteine Gelsenkirchen - Familie Siegfried Block

Familie Block hat eine Webseite erstellt, auf der weitere Fotos und Videos von der Stolperstein-Verlegung an der Schalker Straße 75 in Gelsenkirchen zum Abruf bereit stehen.


Gelsenkirchen: Die Geschichte hinter den Stolpersteinen

161 Stolpersteine gibt es schon in Gelsenkirchen, am 24. November 2017 sind 25 weitere dazu gekommen. Sie erinnern an Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie erinnern auch an die Menschen, die ihr Leben durch Flucht retten konnten, im Gedenken werden Familien sym- bolisch wieder zusammengeführt. So wie die jüdische Familie Block. Ihre Nachfahren sind heute aus aller Welt angereist und zum ersten Mal in Deutschland.

 

Rede von Helen Shifron anlässlich der Stolperstein-Verlegung an der Schalker Straße 75:

"Unser Familienblock: Großmutter Hedwig, Großvater Siegfried. Wir wissen nichts über sie. Bei uns gibt es ein Sprichwort: "Der Mensch ist von seiner Kindheit geprägt". Hier sind wir also in Gelsenkirchen, wo unsere Eltern geboren und aufgewachsen sind, die Schule besucht, mit Freunden gespielt, ihre Zukunft geplant haben.

Unsere Großeltern haben uns nie getroffen, und niemand weiß, wo sie begraben sind. Dies ist das erste Mal, dass eine Zeremonie im Gedenken an Sie stattfindet, dass Kaddish für ihre Seelen gesagt wird. Unsere Eltern, deren Leben erschüttert war und die selbst über den Globus verstreut waren, konnten die Worte nicht finden, um uns von ihrem geliebten Vaterland, ihrer Kindheit und ihren Eltern zu erzählen.

Wir, die zehn Blockcousins, sammelten kleine um kleine Informationen, Geschichtenfetzen, alte Fotos und kurze Notizen, und mit der Hilfe von Andreas Jordan haben wir unsere familiären Wurzeln kennengelernt. Es ist angemessen, dass wir den Ort markieren, an dem unsere Großeltern lebten, und nicht ihre Gräber, denn sie leben in uns, in unseren Kindern und Enkeln, durch den Humor, die Talente und die Liebe des Lebens, die typisch für die Familie Block sind."

 


Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Andreas Jordan, Januar 2014. Nachtrag November 2017

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