Siegfried Homberg, geboren am 2. April 1892 in Niedermarsberg war mit Berta, geborene Dieckhoff, geboren am 7. Juni 1893 in Lichtenau verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Leonie, geboren am 30. April 1928 in Essen und Renate, geboren am 20. April 1931 in Gelsenkirchen.
Abb. 1: Die drei Brüder Homberg, deutsche Juden, dienten ihrem Vaterland als Soldaten im I. Weltkrieg. Von li.: Nobert, Siegfried u. Josef Homberg
Nach der Machtübergabe an die Nazis im Januar 1933 war auch die Familie Homberg sehr bald der Verfolgung durch die neuen Machthaber ausgesetzt. Die Ausgrezung und Isolierung der Juden wurde in der Folgezeit beständig vorangetrieben. Auch Siegfried Homberg verlor schließlich aus rassistischen Gründen seine Arbeit als Angestellter. Er wurde alsbald zur Ableistung von schwerer Zwangsarbeit verpflichtet.
Abb. 2: Auf der Rückseite vermerkt, v.Li.: Frau Muldenberg u. Paul, Mutter u. Vater (Anm. d. Verf.: Josef Homberg u. Frau), Onkel Siegfried und Cousin Leonie (Anm. d. Verf.: Stehend, mit Hut, davor Leonie)
Anfang der 1940er Jahre wurde auch Familie Siegfried Homberg gezwungen, von der Florastr. 114 - dem letzten, selbst gewählten Wohnort (im NS Fanz-Seldte-Str. 114) in eines der Gelsenkirchener Ghettohäuser an der damaligen Adolf-Hitler-Straße 17 (Heutige Hauptstr.) umzuziehen. Aus dieser Zeit ist ein Brief erhalten, den Berta Homberg im Oktober 1940 aus dem Ghettohaus an ihren Schwager Josef Homberg und dessen Familie richtete. (Josef Homberg war mit seiner Familie bereits die Flucht in die USA gelungen.) Aus den Zeilen spricht noch Hoffnung auf eine Besserung zum Guten. Am Rand sind Grüße der beiden Kinder Renate und Leonie geschrieben, Renate schreibt drängend:"Bitte helft uns Doch!". Leonie gratuliert ihrem Onkel Josef zum Geburtstag und erkundigt sich nach Ihrer Tante Rosel und deren Tochter Liesel.
Abb. 3: Berta Homberg schreibt diesem Brief im Ghettohaus an der Adolf-Hitler-Str.17, gerichtet an ihren Schwager Josef Homberg.
Abb. 4: Der Briefumschlag trägt als Absenderadresse noch Franz-Seldte-Str. 114, gerichtet war er an Josef Homberg,USA
Mit dem ersten Deportationstransport aus Gelsenkirchen am 27. Januar 1942 wird auch Familie Siegfried Homberg wie auch die seines Bruders Nobert nach Riga verschleppt. Hermann Voosen aus Gelsenkirchen schreibt im Oktober 1945 in einem Brief an Josef Homberg:
"(...) Wir sind am 1.2.1942 in Riga-Skirotava angekommen und ins Ghetto gebracht worden. Siegfried wohnte mit uns im gleichen Haus. Nobert wohnte mit seiner Frau auf der gleichen Straße einige Häuser weiter. Beide Familien auch die Kinder, bis auf Renate, arbeiteten außerhalb des Ghettos und konnten sich einigermaßen ernähren.(...) Nobert kam mit seiner Frau in das KZ Kaiserwald in Riga, Siegfried und seine Familie bei dem A.B.A.701 Armee Bekleidungsamt kaserniert, um dort zu arbeiten. Wir konnten uns einigermaßen und sehr bescheiden ernähren, um am Leben zu bleiben. Die Arbeit war schwer. Wir wurden wie die Pferde im Stall gehalten und mussten zu jeder Zeit, auch des Nachts. Siegfried und Familie wurde dann am 22.5.1944 mit einem Transport von 200 Menschen auf dem Schienenweg nach Krottingen (Anm. des Verf.: Krottingen war ein Außenlager des KZ Kaiserwald) gebracht, um dort ebenfalls in einem A.B.A. zuarbeiten. Wir haben dann keine Verbindung mehr zu den verschickten Menschen gehabt (...)"
Ende Juli 1944 erfolgte unter Leitung des Lagerarztes des KZ Kaiserwald, SS-Obersturmbannführer Eduard Krebsbach im Zuge der Auflösung des Außenlagers Krottingen eine so genannte "Aktion" statt, alle in den Augen der SS nicht arbeitsfähigen Menschen wurden ermordert - darunter auch Siegfried Homberg und seine Familie.
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