STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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HIER WOHNTE

Verlegeort AUGUST ENGLER

JG. 1886
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 27.10.1937
GEFÄNGNIS GELSENKIRCHEN
1938 KZ BUCHENWALD
ERMORDET 5.6.1938

Verlegung 2024, Verlegeort: Wilhelminenstr. 77, Gelsenkirchen

August Engler, geboren am 21. August 1886 in Sagon, Kreis Johannisburg (Ostpreußen, heute Zagon/Polen) war von Beruf Bergmann (Hauer). Er war 1904 nach Gelsenkirchen gekommen. Das Ehepaar Engler hatte zwei Töchter: Anna und Emma, diese starb jedoch bald nach der Geburt. Mit seiner Familie Lebte August Engler an der Wilhelminenstr. 77. August Engler war ein politischer Mensch, war Sozialdemokrat und Gewerkschafter. Auch gehörte er dem Reichsbanner "Schwarz-Rot-Gold" an.

Politische Häftlinge

Mögliche Abkürzungen: Pol. oder Sch (für Schutzhaft), auch zu Sch.pol kombiniert. Direkt nach der Machtübernahme gingen die Nationalsozialisten gegen politische Gegner*innen vor. Sie verhafteten Kommunist*innen, Sozialist*innen, Sozialdemokrat*innen, Gewerkschafter*innen und andere Regimegegner*innen und verschleppten sie in die frühen Lager. Während die meisten Häftlinge bald wieder entlassen wurden, blieben einige Tausend Männer und Frauen dauerhaft als politische Häftlinge in KZ inhaftiert. Daneben verurteilten die Gerichte zehntausende weitere Regimegegner in den ersten Jahren der NS-Herrschaft zu Gefängnisstrafen. Viele von ihnen nahm die Gestapo nach dem Ende ihrer Haftzeit direkt in Schutzhaft. Um als Schutzhäftling auf unbegrenzte Zeit inhaftiert zu werden, konnte aber auch bereits eine unvorsichtige Äußerung oder der Verdacht ausreichen, politisch gegen die Nationalsozialisten eingestellt zu sein.

Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten stand auch August Engler im ständigen Kampf gegen die NSDAP. Es waren seine politischen Aktivitäten und der damit verbundene Widerstand gegn die Nazis, die zu seiner Verhaftung am 27. Oktober 1937 führte. Vorgeworfen wurde dem zu diesem Zeitpunkt arbeitslosen Engler 'marxistische Propaganda'. Vor dem Arbeitsamt in Gelsenkirchen fand eine 'Aktion' der Gestapo statt, in Summe wurden an diesem Tag rund 25 weitere Widerständler aus dem sozialdemokratischen Spektrum verhaftet. Davon gehörten 17 der Verhafteten dem Bergarbeiterverband (BAV) an. Ein großer Teil der Verhafteten wurde um Weihnachten 1937 wieder entlassen, Engler, Boshold, Volmar und Hauswirth blieben jedoch bis zum 12. Februar 1938 weiter im Polizeigefängnis Gelsenkirchen in Haft. Sie wurden an diesem Tag dem KZ Buchenwald überstellt und trafen dort am 19. Februar 1938 ein. Heinrich Hauswirth gab nach dem 2. Weltkrieg an, dass er mit Engler - der als "Politischer Schutzhäfling" klassifiziert wurde - bis zu dessen Tod zusammen war.


Häftlingskarteikarte aus dem KZ Buchenwald, ausgestellt für August Engler (Arolsen Archives)

Abb.1: Häftlingskarteikarte aus dem KZ Buchenwald, ausgestellt für August Engler (Arolsen Archives)

Engler schrieb aus der KZ-Haft Briefe an seine Familie, drei dieser Briefe sind erhalten geblieben. Die Gefangenen durften laut 'Lagerordnung' des KZ Buchenwald "(...) zwei Briefe oder Postkarten empfangen oder auch absenden (...) diese mussten übersichtlich und gut lesbar sein (...)". Vor seinem Tod war August Engler im Block 22 des KZ Buchenwald untergebracht. August Engler starb am 5. Juni 1938 im KZ Buchenwald, als angebliche Todesursache nennt das Standesamt Weimar im Sterberegistereintrag eine "doppelte Lungenentzündung".

Die Patenschaft für den Stolperstein, der August Engler gewidmet wird, hat die Schalker Fan-Initiative e.V. übernommen.

Biografische Zusammenstellung: Andreas Jordan, Gelsenzentrum e.V., März 2024

Quellen:
Vgl.: Laufend Erinnern - Spurensuche zu Verfolgten des NS auf dem Gelsenkirchener Westfriedhof, darin ausführlich August Engler, Seite 32-42, Beitrag von David Heil und Holger Vermeer; Gelsenkirchen 2023

Abbildungen:
1: Arolsen Archives


Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen, 3/2024

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