Das Ghetto in Riga war am 30. November 1941 kurz vor der Ankunft der ersten Transportzüge mit Menschen jüdischer Herkunft aus dem Reichsgebiet "freigemacht" worden, das heißt im Klartext: Am 30. November 1941 wurden etwa 15.000, am 8. und 9. Dezember 1941 noch einmal etwa 13.000 Menschen an ausgehobenen Gruben in den nahen Wäldern von Rumbula von der SS und der deutsche Ordnungspolizei ermordet, um so Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen.
Das sogenannte "Reichsjuden-Ghetto" in Riga existierte vom 1. Dezember 1941 bis zum 2. November 1943. Insgesamt wurden etwa 28.000 jüdische Menschen aus dem so genannten "Grossdeutschen Reich" nach Riga verschleppt. Bei der Schließung des Ghettos am 2. November 1943 forderte eine letzte Selektion schätzungsweise weitere 2.400 Menschenleben. Die von der SS für noch arbeitsfähig befunden Häftlinge kamen dann zunächst in das zuvor neu errichtete Konzentrationslager Kaiserwald nahe dem Rigaer Vorort Kaiserwald.
Holocaust-Überlebende wie bspw. Herman Neudorf und Bernd Haase aus Gelsenkirchen sowie Rolf Abrahamsohn aus Marl berichteten uns, dass die arbeitsfähigen Menschen an jenem 2. November 1943 morgens wie üblich zu den Arbeitskommandos ausrückten. Bei ihrer Rückkehr waren jedoch von den im Ghetto Verbliebenen niemand mehr da.
Der ebenfalls aus Gelsenkirchen mit seiner Familie nach Riga deportierte Hermann Voosen (er war vom Polizei-Begleitkommando des Deportationstransportes zum "Transportführer" der Gelsenkirchener Juden bestimmt worden) schreibt in einem Bericht am 5. Oktober 1945 über diese "Aktion" im Ghetto:
Abb.: Hermann Voosen (c/o E. Heymanson, Cederbourgsgatan 5, Göteborg - Severige; z. Zt. Tynningoe-Hoeganaes, Stockholm) schreibt am 5. Oktober 1945 an Herrn Homberg.
(...) Ich erinnere mich, dass die Kleinste einmal schwer erkrankt war, doch dann wieder gesundete. Mit der Auflösung des Ghettos in Riga wurde die jüngste Tochter, sie war allein zuhause, am 2.11.1943 mit noch 2285 Menschen, vorwiegend Kinder unter 10 Jahren, Alte, Kranke und Arbeitsbehinderte in 36 Waggons verladen und verschickt, angeblich wahrscheinlich aber nach Auschwitz. (...)
Isidor Kahn aus Gelsenkirchen ist an diesem Tag, dem 2. November 1943 während der Räumung des Ghettos Riga ermordet worden.
Im Lörenkamp/Ecke Kirchstrasse am 1. September 2010, in der NS-Zeit stand hier das Haus Im Lörenkamp 2.
→ Fotostrecke von der Verlegung des STOLPERSTEINS Im Lörenkamp 2
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