STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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HIER WOHNTE

Verlegeort MICHAEL HOJNACKI

JG. 1881
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1939
GEFÄNGNIS GELSENKIRCHEN
1939 SACHSENHAUSEN
1940 NEUENGAMME
TOT 15.7.1940
DACHAU

Verlegeort: Steinfurthstraße 26, Gelsenkirchen

Michael Hojnacki

Abb. 1: Michael Hojnacki   Zum Vergrößern anklicken

Der Schuhmacher Michael Hojnacki senior, geboren am 18. September 1881 in Trebisheim (Trzebisławki) sorgte mit einem kleinen Geschäft in der Steinfurthstraße 26 in Rotthausen für den Lebensunterhalt seiner Frau Agnes und dem der gemeinsamen sieben Kinder. Michael Hojnacki war auch aktiv im "Polenbund" tätig.[1] Er war Deutscher, hatte im 1. Weltkrieg für das Deutsche Reich als hoch dekorierter Feldwebel gedient.[2]

Wenige Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 stellte sich Michael Hojnacki mit einer Geige auf den Hof des Hauses an der Steinfurthstraße, spielte und sang die polnische Nationalhymne (Mazurek Dąbrowskiego): "Noch ist Polen nicht verloren (...)" - seine Form von Protest gegen den deutschen Überfall auf sein geliebtes Heimatland.

Abschrift eines Briefes, den Michael Hojnacki am 26. Mai 1940 aus dem KZ Neuengamme an seine Familie in Gelsenkirchen geschrieben hat

Abb. 2: Abschrift eines Briefes, den Michael Hojnacki am 26. Mai 1940 aus dem KZ Neuengamme an seine Familie in Gelsenkirchen geschrieben hat.   Zum Vergrößern anklicken

Hojnacki mag geahnt haben, dass diese Handlung für ihn nicht ohne Folgen bleibt, denn die polnische Minderheit in Deutschland war bereits seit der Machtübergabe im Januar 1933 an die Nazis vielfältigen Diskriminierungen und Schikanen seitens des NS-Regimes wie auch durch die deutsche Ausgrenzungsgesellschaft ausgesetzt.

Sterbeurkunde, ausgestellt vom Standesamt Dachau

Abb. 3: Sterbeurkunde, ausgestellt vom Standesamt Dachau   Zum Vergrößern anklicken

Michael Hojnacki wurde von einem Nachbarn bei den NS-Behörden denunziert, verhaftet und in das Gefängnis Gelsenkirchen gebracht. Der Name des Denunzianten war bekannt, ihm geschah jedoch nach dem Krieg bis auf eine Tracht Prügel nichts.[3] Vom Gelsenkirchener Gefängnis wurde Michael Hojnacki am 22. November 1939 in das KZ Sachsenhausen verbracht, dann weiter in das KZ Neuengamme (Hamburg) verschleppt und am 22. Juni 1940 in das KZ Dachau verlegt. Dort starb Michael Hojnacki am 15. Juli 1940 unter ungeklärten Umständen. Zeitgleich mit seinem Leidensweg befanden sich seine beiden Söhne als Soldaten im 2. Weltkrieg, der jüngste Sohn ertrank jämmerlich in einem U-Boot.[4]

Gelsenkirchener Friedensfreunde haben mit einer am Antikriegstag gestarteten Sammelpatenschaft den Stolperstein für Michael Hojnacki finanziert.


Quellen:
[1]Siehe Christoph Kleßmann, "Zur rechtlichen und sozialen Lage der Polen im Ruhrgebiet im Dritten Reich" in Friedrich-Ebert-Stiftung / Institut für Sozialgeschichte Braunschweig - Bonn (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte Bd.XVII., 1977. S.175-194 ff.
[2][3][4] Nach Informationen der Familie
Abb.1: Foto aus Familienbesitz
Abb.2,3: WGM-Akte Hojnacki, Starchiv Gelsenkirchen, ISG
Siehe auch: Manfred Hoese, "Braunes Hemd und leerer Magen - Roman über eine Jugend in der Nazi-Zeit"

Biografische Zusammenstellung: Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2012. Nachtrag November 2012

Stolperstein für Michael Hojnacki, verlegt am 29. April 2013

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