STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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HIER WOHNTE

Verlegeort HULDA SILBERBERG

JG. 1883
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
3.1.1942

Verlegeort: Bochumer Straße 45, Gelsenkirchen

Brief an Hilde Laut, geborene Goldschmidt

Abb.1: Auszug aus dem Brief vom 6. Januar 1942 von Mathilde "Tilla" Wertheim, geb. Goldschmidt an ihre Schwester Hilde. In dem Brief heißt es, Hulda Silberberg habe sich mit Tabletten vergiftet.

Hulda Silberberg, einzige Schwester des Vaters von Helmut Silberberg, der nach 1945 den Namen Ed Silverberg trägt und heute in den USA lebt, wurde von den Nazis in den Tod getrieben. Hulda Silberberg wollte als einziges Mitglied der Familie Silberberg Gelsenkirchen nicht verlassen. Angesichts der bevorstehenden Deportation wählte sie am 3. Januar 1942 im Alter von 58 Jahren die Flucht in den Tod. Nach Kenntnis von Ed Silverberg stach sich seine Tante Hulda eine Gabel in die Halsschlagader, dass hatten ihm Überlebende erzählt.

Grabstein Hulda Silberberg

Abb.2: Grabstein Hulda Silberberg auf dem Jüdischen Friedhof Gelsenkirchen

Hulda Silberberg wurde auf dem jüdischen Friedhof in Gelsenkirchen-Ückendorf begraben. Der "Deutsche Reichsanzeiger" vom 31. Mai 1943 veröffentlichte ihre Enteignung: "Hulda Silberberg, geboren am 24.05.1883 in Schubin, Vermerk "Jüdin". Da war Hulda Silberberg bereits über ein Jahr tot.

Ed Silverberg schreibt in einem Brief an Gelsenzentrum: "Tante Hulda war niemals verheiratet und wurde von ihren Brüdern unterstützt. Als Kind, und auch als Schuljunge habe ich sie oft auf der Bochumer Strasse getroffen. Jedes mal bekam ich von ihr 10 Pfennige für Laugenbretzel, die ich mir dann am Bahnhof kaufte. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater und Onkel Hermann Silberberg sie öfters besuchten. Mein Cousin Erich und seine Eltern bekamen Visa für Bolivien und wollten Tante Hulda mitnehmen, sie aber hat sich geweigert und wollte in Gelsenkirchen bleiben".

Der aus Gelsenkirchen stammende Helmut Silberberg lebt heute unter dem Namen Ed Silverberg in den USA und hat der Verlegung eines Stolpersteins für seine Tanta Hulda zugestimmt.

Brief von Salomon Silberberg an die Devisenstelle Berlin

Abb.3: Salomon Silberberg, Bruder von Hulda Silberberg, schreibt aus London an die Devisenstelle Berlin

84 Summerlee Avenue, East Finshley
N.2, London den 4.7.39.

An
die Devisenstelle
Berlin N.6
Neue Königstr.

Aus meinem Hause in Berlin-Zehlendorf-West, Limastr. 23 besitze ich einige Überschüsse, die sich in Händen meines Hausverwalters, Herrn K. Wanek, Berlin, Belle-Alliance-Platz 12 befinden. Aus diesen Überschüssen möchte ich meiner vollständig mittellosen Schwester, Frl. Hulda Silberberg, Gelsenkirchen, Bochumerstraße Nr. 45, 300 M - dreihundert M - überweisen. Meine Schwester ist seit Jahren von mir unterstützt worden, da sie kränklich u. arbeitsunfähig ist. Eine Nachfrage beim Finanzamt Gelsenkirchen wird meine Angabe bestätigen. Ich hatte um die Erlaubnis der Geldüberweisung und mit der Mitteilung an mich, auch ein solche an meinen Hausverwalter.

Salomon Silberberg
Mittelschullehrer i.R.

Abb.4: Unter gleichem Datum, dem 4. Juli 1939, schreibt Salomon Silberberg diese Postkarte aus London an seine Schwester Hulda Silberberg in Gelsenkirchen. Auf der Rückseite der Postkarte teilt er ihr mit, dass er an die Devisenstelle geschrieben hat und um Überweisung von 300 M an seine Schwester bittet. Jedoch hat die Schwester weder die Postkarte noch die Zahlung je erhalten. Nach der NS-Gesetzgebung verlor ein Jude „mit der Verlegung des gewöhnlichen Aufenthalts ins Ausland“ die Staatsangehörigkeit, zugleich verfiel sein Vermögen dem "Deutschen Reich". Darauf bezog sich die Devisenstelle beim OFP Berlin-Brandenburg und blockierte die Zahlungen Salomon Silberbergs an seine Schwester Hulda. Die Karte wurde in den Akten zur Ausbürgerung von Salomon Silberberg gefunden.

Salomon Silberberg schreibt an seine Schwester Hulda Silberberg

Quellen:
Abb.1: Privatbesitz Esther Goldschmidt, Nachlass Hilde Laut
Abb.2: Gelsenzentrum
Abb.3,4: Akten Ausbürgerung Salomon Silberberg, BLHA Potsdam (Dank an HHL)

Aus einem Brief an die Projektgruppe

Nach der Verlegung des Stolpersteins für Hulda Silberberg im Sommer 2010 starb ihr Neffe, kurz vor seinem Tod schrieb er: (...) Als Neffe von Hulda Silberberg, jetzt in meinem 93. Jahr war ich sehr dankbar die Bilder von der Setzung des Stolpersteines fuer meine Tante Hulda Silberberg zu erhalten, die auch fuer meine Kinder von Interesse sind. Ihre Arbeit wird von mir hoch anerkannt.

Mit freundlichen Gruessen, Rudi Simmonds (Silberberg)

 

Bochumer Strasse 45, hier wohnte und lebte Hulda Silberberg</h4>

Die Bochumer Strasse 45 heute, hier wohnte und lebte Hulda Silberberg bis zu ihrer Flucht in den Tod.


Der anhaltende Frost verhinderte vorerst die Verlegung der STOLPERSTEINE für Hulda Silberberg.

Foto: Der anhaltende Frost verhinderte am 9. Februar 2010 zunächst die Verlegung des STOLPERSTEINS für Hulda Silberberg. Der Stolperstein konnte nur symbolisch verlegt werden, die endgültige Verlegung in das Gehwegpflaster fand am 22. Juni 2010 statt.

→ Fotostrecke von der Verlegung an der Bochumer Strasse 45


Biografische Zusammenstellung: Andreas Jordan, STOLPERSTEINE Gelsenkirchen, 1/2010. Editiert 6/2010, 2/2013

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